Kapitel 7 Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist deshalb so wichtig, weil wir selbst jederzeit präventiv tätig werden können. Wenn wir uns gut und intensiv mit uns selbst, unseren Gedanken, Gefühlen, Phantasien, Wünschen und bestimmten Reaktionen auseinandergesetzt haben, können wir die Ursachen und Folgen früher erkennen und angemessen und frühzeitig darauf reagieren.                

Sich seiner Symptome und psychischen Probleme bewusst zu sein, ist aktive Selbsthilfe. Wenn Menschen zu Experten ihrer eigenen Krankheit werden, sind sie ihrer Situation weniger ausgeliefert und wissen, was in ihrem individuellen Fall wichtig ist.

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Aktive Selbsthilfe

Die Auseinandersetzung mit der Diagnose und der Krankheit ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich Menschen kompetent fühlen und sich selbst helfen können. Diese Aufklärung der Patienten über die Krankheit wird als Psychoedukation bezeichnet und ist heute ein wichtiger Bestandteil der Behandlung psychischer Erkrankungen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dies zu erreichen:

  • Bibliotherapie
  • Psychoedukation über das Internet
  • Elektronische psychische Gesundheit
  • Selbsthilfegruppen
  • Kunsttherapie

Sobald es sich um eine mittelschwere bis schwere psychische Störung handelt, ist zusätzlich zu diesen Methoden immer auch professionelle Hilfe erforderlich. Diese Angebote sind als Unterstützung gedacht und dienen als erste Schritte oder als begleitendes Instrument.

Der Einsatz von Büchern, DVDs, Hörbüchern, Computerprogrammen, die den Leser/Hörer an die Hand nehmen, wird als Bibiotherapie bezeichnet. In Form eines Selbsthilfeleitfadens können aktive Bewältigungsverfahren innerhalb und außerhalb professioneller Unterstützungsdienste den Erkrankten trainieren und helfen. Die Bibliotherapie wird zur Überbrückung der Zeit bis zum Therapiebeginn, zur Therapievorbereitung und in der ersten Therapiephase eingesetzt.

Bibliotherapie hat die Ziele:

  • Wissen und Informationen über die Krankheit, ihre Symptome, mögliche Ursachen und Krankheitsmodelle zu vermitteln              
  • emotionale Entlastung und Unterstützung bieten 
  • zum Abbau von Schuld- und Schamgefühlen beizutragen   
  •  realistische Hoffnungen zu vermitteln       
  • Wege zu einem konstruktiven Umgang mit der Krankheit aufzuzeigen 
  • Informationen über die derzeit verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten und ihre Wirkungen oder unerwünschten Folgen
  • Entscheidungshilfe bei der Wahl der Behandlungsmethode

Natürlich dient heute auch das Internet als wichtige Informationsquelle. Ein Vorteil ist, dass man oft direkt mit Experten in Kontakt treten und Fragen stellen kann. Diese Art der Recherche ist auch hilfreich für die aktuellen Adressen von Fachleuten usw. Ein Nachteil ist, dass niemand die Richtigkeit der Inhalte überprüfen kann und oft unbekannte Sponsoren, wie z.B. die Pharmaindustrie, hinter den Inhalten stehen und diese beeinflussen.

Für viele Krankheiten gibt es inzwischen auch E-Health-Dienste im Internet als Interventionsmöglichkeit. Dabei handelt es sich um Selbsthilfeprogramme, bei denen die einzelnen therapeutischen Sitzungen zu Hause vor dem Computer oder unterwegs mit Smartphone und Tablet stattfinden. Sie basieren meist auf einem kognitiv-behavioralen Therapieansatz. Im Mittelpunkt steht die Information über die (psychische) Erkrankung. Die Nutzer werden aufgefordert, verschiedene Übungen durchzuführen, die ihnen zeigen, wie sie ihre Gedanken und ihr Verhalten ändern können, um ihre Symptome zu verringern und zu bewältigen. Im Gegensatz zu Büchern oder anderen Handbüchern findet hier eine Interaktion statt. Diese erfolgt durch einen virtuellen Gesprächspartner und „Therapeuten“, der sich variabel und individuell auf die betroffene Person einstellen kann, Fragen beantwortet und die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt.

Selbsthilfegruppen dienen dem Informations- und Erfahrungsaustausch, der praktischen Lebenshilfe sowie der emotionalen Unterstützung und Motivation. Betroffene treffen sich regelmäßig, gelegentlich können auch Angehörige teilnehmen. Sie werden inzwischen von den Krankenkassen als Ergänzung und Unterstützung der Behandlung anerkannt und finanziell gefördert. Solche Gruppen sind auch im Internet zu finden. Auch hier gilt: Achten Sie auf Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung.

Die Kunsttherapie gehört zu den kreativen Therapien. Sie beruht auf der Erkenntnis, dass das Schaffen von Bildern und andere künstlerische Aktivitäten eine heilende Wirkung haben können. Dabei geht es nicht darum, Kunstwerke zu schaffen, sondern einen Zugang zur eigenen Innenwelt zu finden. Sie umfasst neben dem künstlerischen Gestalten auch kreative Methoden, Schauspiel und Musik.